Das Adam-Prinzip
In einem Interview mit dem Magazin Kultur Total spricht Adam Hermine, Autor von Das Adam-Prinzip, über die Thesen seines umstrittenen Buches.
Kultur Total: Adam Hermine – ist das nicht ein Kunstname?
Adam Hermine: Ja. Die Marketingabteilung des Verlages war der Meinung, der von mir vorgeschlagene Titel Das Wolfgang-Prinzip wäre ein Verkaufshemmnis.
Kultur Total: Sie heißen also in Wirklichkeit Wolfgang?
Adam Hermine: Für Sie immer noch Adam.
Kultur Total: Ihr Buch stürmt derzeit die Bestsellerlisten. Haben Sie vorher schon mal veröffentlicht?
Adam Hermine: Nein. Ich bin Zerspanungsmechaniker, aber belesen. Und da dachte ich, was andere können, kann ich auch.
Kultur Total: Das deutsche Feuilleton wirft Ihnen vor, in geradezu billiger Weise auf der Erfolgswelle von Eva Hermans Buch mitzuschwimmen.
Adam Hermine: Erlauben Sie mal! Frau Hermans Buch hat mich begeistert. Ich habe lediglich ihre Gedankengänge konsequent fortgeführt und sie um einige wissenschaftliche Fakten ergänzt ...
Kultur Total: ... an denen sich die Gemüter der Kritiker erhitzen. Anachronistisches Gesülze, Infantiler Populismus und Macho-Allmachtsfantasien sind noch die harmlosesten Worte, die in diesem Zusammenhang fallen.
Adam Hermine: Wundert Sie das? Das alles wird von Alice Schwarzers Propagandalesben gesteuert. Die EMMA ist doch Der Stürmer unserer Zeit. Als Mann weißt du heute gar nicht mehr, wer du bist. Die haben uns mittlerweile so weit, dass wir morgens und abends unsere Cremechen auftragen, im Sitzen pinkeln und beim Abwasch helfen. Mit Schöpfungsauftrag hat das nichts mehr zu tun; überall herrscht Verwirrung. Aus Angst, etwas falsch zu machen und prompt beim nächsten Paartherapeuten zu landen, macht Mann, was man ihm sagt. Wir werden weichgespült, wo wir dabeistehen. Wenn zum Beispiel morgen die Emanzenpostille kolportieren würde, männliche Unterschenkel seien unzeitgemäße phallische Machtsymbole, dann werden sich verlässlich ein paar Frauenversteher finden, die spontan zum Fuchsschwanz greifen. Früher gab´s noch Kastrationsängste; heute heißt das ‚Begegnung der Geschlechter auf Augenhöhe‘.
Kultur Total: Eine der am meisten angefeindeten Thesen Ihres Buches lautet, Politik sei Männersache.
Adam Hermine: Punkt eins: das ist keine These, das ist ein Fakt. Punkt zwei: genauso ist es doch! Glauben Sie denn wirklich, dass eine menstruationsgebeutelte Hormonachterbahn rationale Entscheidungen treffen kann? Ich bitte Sie! In den alten Zeiten hatten wir den Landadel und das Bürgertum. Wir hatten Städteentwicklung und die Industrialisierung, große Künstler, Architekten und Denker, ja, sogar Könige und Kaiser hatten wir. Mit einem Wort: uns ging es gut. Dann kam die erste Frauenbewegung und drückte das Wahlrecht für Frauen durch. Das war im November 1918. Und wann haben wir den ersten Weltkrieg verloren? Na? Richtig! Das Frauenwahlrecht war der eigentliche Dolchstoß, die Emanzen die Novemberverräter. Haben Sie jemals irgendwo etwas über diesen Zusammenhang gelesen oder gehört?
Kultur Total: Ehrlich gesagt, nein. Aber glauben Sie wirklich ...
Adam Hermine: Sehen Sie? Das wird alles totgeschwiegen und vertuscht. Dabei muss man bloß mal logisch denken. Was kam denn nach 1918? Die Weimarer Republik. Da haben die Parteien ständig aneinander vorbei geredet und konnten sich nicht einigen. In der Astrologie spricht man hierbei vom ‚weiblichen Prinzip‘. Was glauben Sie wohl, warum die Nazis später gewonnen haben? Weil Frauen nicht Links von Rechts unterscheiden können, so sieht´s aus. Es gibt wissenschaftliche Studien, die das belegen. Aber mir wird Populismus vorgeworfen.
Kultur Total: Sie halten also auch nichts davon, dass Frauen die politischen Geschicke unseres Landes aktiv mitgestalten?
Adam Hermine: Das ist eine fatale Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Frauen im Beruf, nicht zuletzt in der Politik, haben katastrophale Auswirkungen auf die Produktivität und stören nachhaltig das Betriebsklima. Sie riechen gut, schminken sich und haben Brüste. Das stürzt unsere Politiker in ein emotionales Chaos: sie werden aufgerieben zwischen Gesetzesentwürfen, Parlamentsdebatten und heimlichen Begierden. Die Folgen sind dramatisch: Antriebslosigkeit, politische Fehlentscheidungen und Wirtschaftskrisen. Das können wir doch nicht wirklich wollen! Wenn die Bundeskanzlerin zum Rednerpult schreitet, interessiert sich kein Schwein für den Bericht zur Lage der Nation. Die Abgeordneten haben ganz andere Dinge im Kopf.
Kultur Total: Wollen Sie damit andeuten, dass die Delegierten auch bei Frau Dr. Merkel ...
Adam Hermine: Aber ja! Was dachten Sie denn? Ein Mann ist genetisch darauf programmiert. Er ist und bleibt nunmal ein Sammler, das ist Teil seines Schöpfungsauftrags. Eine Frau, die dafür kein Verständnis aufbringt, tritt die Natur des Mannes mit Füßen. Nehmen Sie doch nur George Bush: der hätte niemals vor laufenden Kameras Frau Merkel betatscht, wenn die ein Mann wäre. Statt nun aber die Schuldige beim Namen zu nennen, fällt die internationale Frauenpresse über den Präsidenten her und diffamiert ihn als sexuellen Belästiger. So weit sind wir schon gekommen! Mir hat ja nur der Herr Merkel leid getan, der das im Fernsehen mit ansehen musste.
Kultur Total: Professor Sauer.
Adam Hermine: Bitte?
Kultur Total: Sauer, der Mann von Frau Merkel heißt Sauer.
Adam Hermine: Meine Rede. Das ist auch so ein Unding! Früher hat die Frau den Namen des Mannes angenommen, und fertig war die Laube. Jedermann wusste gleich: die gehört mir. Heutzutage heißt doch jeder, wie er grad Lust und Laune hat. Auf Elternsprechtagen herrschen mittlerweile babylonische Zustände. Da kommt dann zum Beispiel der Herr Schmidt-Löblich; Schmidt-Löblich hießen schon seine Eltern. Herr Schmidt-Löblich ist in zweiter Ehe verheiratet mit Frau Riebenschling. Frau Riebenschling ist von emanzipatorischem Gedankengut verseucht und hat selbstverständlich nie daran gedacht, ihren Mädchennamen abzulegen. Herr Schmidt-Löblich hat seine Tochter Svetlana Kornbläser dabei; Kornbläser wiederum ist der Mädchenname von Herrn Schmidt-Löblichs erster Frau. Frau Riebenschling begleitet ihren Sohn Kevin Azamaoh, der im gleichen Alter wie seine Schwester Svetlana Kornbläser ist und mit ihr in die gleiche Klasse geht. Die kleine Svetlana ist ‚ganz die Mutter‘, der kleine Kevin mit seiner kaffeebraunen Haut und den lustigen schwarzen Kringellöckchen kommt nach dem Vater, aber bei der Klassenlehrerin sitzen die Elternteile mit dem weniger dominanten Erbgut. Da kommt man auch mit Namensschildern nicht mehr weiter. Kann es bei solchen Missständen wirklich noch verwundern, dass engagierte Pädagogen in der Blüte ihres Lebens mit heftigen Psychosen aus dem Schuldienst gerafft werden?
Kultur Total: Im Kapitel Ein Schnitzel für Vati plädieren Sie dafür, dass der Verzehr von Wurst und Fleisch dem Manne vorbehalten bleiben sollte.
Adam Hermine: Das war früher auch so, und es hat funktioniert. Es waren die Emanzen, die für ihre Schwestern und deren Nachwuchs die Teilhabe an Braten und Salami eingefordert haben. Das ist genauson Quatsch wie Frauenfußball. Frauen essen doch sowieso nur Soja-Bratlinge, wegen der armen Tiere. Die Kinder werden immer fetter; würde man sie gar nicht erst an Fleisch gewöhnen und ihnen statt dessen bis zum, sagen wir mal: Abitur mit Kartoffeln und abwechslungsreichem Gemüse eine ausgewogene Ernährung vorsetzen, dann kämen die doch gar nicht erst auf die Idee, sich in den Cholesterintempeln eine Bulette nach der anderen in die Backen zu stopfen. Anstelle von phlegmatischen Ego-Shooter-Wuchtbrummen hätten wir agile, lebensfrohe Blagen, und das Gesundheitssystem wäre wieder finanzierbar.
Kultur Total: Blanke Wut schlägt Ihnen entgegen, weil Sie den weiblichen Orgasmus als Zickenblödsinn titulieren.
Adam Hermine: Sehen Sie? Sowas regt mich auf. Ist doch klar, von welcher Seite das kommt. Das ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Ich habe den Orgasmus der Frau nie geleugnet. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es ihn tatsächlich gibt. Ich bin allerdings der Meinung, Frauen sollten ihre Erwartungshaltung wieder zurückschrauben. Hätte Gott den weiblichen Orgasmus gewollt, dann hätte er es doch wie beim Manne einrichten können. Hat er aber nicht! Der weibliche Orgasmus gefährdet den sozialen Status und das Familienglück aller Beteiligten.
Kultur Total: Können Sie das näher erläutern?
Adam Hermine: Das liegt doch auf der Hand. Für einen Mann bedeutet die Befriedigung der Frau einen im Vergleich zum Ergebnis nicht vertretbaren Energieaufwand. Er wirkt zunehmend erschöpft; mangelnder Schlaf und Versagensängste führen auf Dauer zu schlechter Arbeitsleistung. Er wird entlassen. Dann drohen ihm Hartz IV, Verwahrlosung und nicht selten der Suizid. Vor diesem Hintergrund muss die Forderung erlaubt sein, dass Frauen weniger egozentrisch kopulieren und sich in der Bescheidenheit ihrer Großmütter üben. Damals gab es nämlich noch Vollbeschäftigung, und da müssen wir wieder hin. Dass der weibliche Orgasmus geeignet ist, die Eintracht des Familienlebens zu zerstören, ist übrigens nachgewiesen. Die Sexualwissenschaftlerin Ulrike Brandenburg von der Universität Aachen hat in einer Studie herausgefunden, dass der von unbefriedigten Emanzen diktierte Orgasmuszwang Frauen den Spaß am Beischlaf verleidet. Da haben Sie es also Schwarz auf Weiß: für eine Frau bedeutet der Orgasmus puren Stress. Wie soll eine glückliche Beziehung gelingen, wenn man dauernd gestresst ist? Deshalb habe ich ja gesagt: weg mit dem Zickenblödsinn. Ohne den weiblichen Orgasmus wird das Leben von Mann und Frau wieder in zufriedeneren Bahnen verlaufen. Die Ehe entwickelt sich zurück zu einem Hort von Harmonie und Stabilität, das Elend der Scheidungskinder nähme endlich ein Ende.
Kultur Total: Beate Loberbein vom Moerser Abendblatt hat, ich zitiere hier nur, gesagt: „So ein erzreaktionärer Saftarsch, dem sollte mal eine die Reifen zerstechen.“ Sie spielt damit auf Ihre Forderung eines generellen Fahrverbots für Frauen an.
Adam Hermine: Ach, die Loberbein mit ihrem Damenbart kann doch sagen, was sie will. Wozu brauchen Frauen denn ein Auto? Heute gibt es doch an jeder Ecke einen Supermarkt.
Kultur Total: Sie behaupten, Frauen könnten nicht autofahren.
Adam Hermine: Natürlich können sie das nicht. Das liegt an ihrem mangelhaften Technikverständnis und der angeborenen Links-/Rechts-Schwäche. Fahren Sie mal als Beifahrer mit Ihrer Frau auf der Autobahn und sagen: „Schatz, an der nächsten müssen wir rechts raus.“ Sie können mit einer Wahrscheinlichkeit von fünfzig Prozent davon ausgehen, dass Ihre Frau auf Höhe der 300-Meter-Barke den Blinker setzt und den Wagen schnurstracks in die Mittelstreifenbegrünung manövriert. Es ist doch kein Zufall, dass der HILTI TE 2-M Bohrhammer mit Links-/Rechtslauf ausgestattet ist, ein Küchenmixer sich aber nur in eine Richtung dreht. Die Industrie weiß das alles seit Jahren, aber die von Emanzenseilschaften durchwanzte Politik ist auf diesem Auge blind.
Kultur Total: Die statistischen Erhebungen der Autoversicherer sprechen da eine andere Sprache. Danach sind Frauen die sichereren ...
Adam Hermine: Kommen Sie mir doch nicht immer mit Ihren Statistiken. Die Versicherer müssen das sagen, sonst ginge ihnen die Hälfte Ihrer Kundschaft verloren. Verkehrssicherheit interessiert die nicht die Bohne, denen geht es nur ums Geld. Dabei bestreitet nicht einmal Hollywood die Fahruntüchtigkeit von Frauen.
Kultur Total: Ach ...
Adam Hermine: Ja, da gucken Sie, was? Denken Sie nur an die Schlusssequenz von Thelma & Louise. Der Parkplatz war groß genug, weit und breit kein anderes Auto, und trotzdem haben die beiden einen Vollkaskoschaden daraus gemacht.
Kultur Total: So habe ich das noch nie ...
Adam Hermine: Sehen Sie!
Kultur Total: Zum Schluss noch eine Frage: Eva Herman wurde vorgeworfen, sie selbst lebe ein völlig anderes Leben als dasjenige, das sie in ihrem Buch den Frauen anempfiehlt, und ...
Adam Hermine: Das sind die primitiven Vorwürfe der Gleichgeschalteten. Hätten Sie Kunta Kinte etwa den Wunsch nach Freiheit abgesprochen, nur weil er das nicht vorlebte?
Kultur Total: Hmmm ...
Adam Hermine: Sehen Sie!
Kultur Total: Und Sie? Leben Sie nach dem Adam-Prinzip? Was sagt denn Ihre Frau zu Ihrem Buch?
Adam Hermine: Die sagt nichts. Ich bin geschieden.
Kultur Total: Oh, das tut mir ... das wusste ich nicht.
Adam Hermine: Macht ja nichts, die war eh nicht ganz bei Trost.
Kultur Total: Ich finde, das ist ein passendes Schlusswort. Herr Hermine, ich danke Ihnen für dieses Ge...
Adam Hermine: Jetzt schon?
Kultur Total: Draußen wartet Günter Grass.
Adam Hermine: Der Günter Grass?
Kultur Total: Der Günter Grass.
Adam Hermine: Darf ich dann schnell noch wen grüßén?
Kultur Total: Wenn es schnell geht ... bitte.
Adam Hermine: Ich grüße meinen Opa, meinen Papa und die Jungs von der Werkzeugausgabe.
Kultur Total: Prima. Also dann, ich danke Ihnen für ...
Adam Hermine: Noch ganz kurz, ja?
Kultur Total: Hören Sie, draußen wartet ...
Adam Hermine: Ja ja, der Grass, weiß schon. Dauert auch nicht lang.
Kultur Total: Na, meinetwegen.
Adam Hermine: Nächsten Monat erscheint mein Gedichtband Das Adam-Prinzip – Reime für eine bessere Welt, und ich möchte hier mit einem kleinen Vierzeiler aus dem Zyklus ...
Kultur Total: Herr Hermine!
Adam Hermine: Nun drängen Sie doch nicht so. Also:
‚Der Vati fährt den Schwerlastkran
Die Mutti rührt die Soße an
Das Kind liest brav im Struwwelpeter
So sollt´ es sein – morgen schon, und nicht erst später.‘
Kultur Total: Herr Hermine, jetzt danke ich Ihnen aber wirklich für dieses Gespräch.
Adam Hermine: Bitte schön, gern geschehn.
Das Gespräch führte Bernd Breitenbrunner, Ressortleiter Gegenwartsbelletristik und Gebrauchslyrik.
Moers, 12. November 2006